Das Alkoholverbot war für die Führer und Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage im frühen 20. Jahrhundert eine wichtige politische und moralische Angelegenheit, teilweise da der Glauben an das Wort der Weisheit die Enthaltung von alkoholischen Getränken untermauerte. Wählende HLT neigten natürlicherweise dazu eine Gesetzgebung zu unterstützen, welche den Konsum von alkoholischen Getränken limitierte. Dennoch unterschied sich der Staat Utah mit den meisten Mitgliedern der Kirche kaum von anderen westlichen Staaten in seiner Stellungnahme zum Alkoholverbot. Eine Vielzahl von moralischen, politischen und sozialen Angelegenheiten beeinflussten diese Einstellung.
1908, nachdem vier Staaten bereits die staatsweiten Gesetze zum Alkoholverbot beschlossen hatten, waren noch 600 Saloons in Utah in Betrieb. In diesem Jahr begann der nationale Anti-Saloon Bund mit der Rekrutierung von Befürwortern des Alkoholverbots unter dem protestantischen Klerus und den Generalautoritäten der HLT im Staat Utah. Heber J. Grant, damals ein Apostel, wurde unter den Heiligen der Letzten Tage der Anführer der Lobbyarbeit für das Alkoholverbot. Führer der Republikaner in Utah und Senator Reed Smoot, ebenfalls ein Apostel, waren besorgt, dass die Unterstützung des Alkoholverbots die Anhänger der Republikaner, die keine Mitglieder der Kirche waren, entfremden könne. Präsident Joseph F. Smith war auch hin und hergerissen zwischen seinem Verlangen nach einem Alkoholverbot und seinem Wunsch die Amerikanische Partei zu besiegen, eine dritte anti-Mormonen Partei im Staat. Mit den vielen Ansichten, welche die Wahl beeinflussten, besiegte die Gesetzgebung des Staates 1909 mit Mühe eine staatsweite Gesetzesvorlage zum Alkoholverbot. Governeur William Spry legte später ein Veto gegen ein Gesetz ein, welches Städten die Vollmacht dazu gegeben hätte, den Verkauf von alkoholischen Getränken zu einzustellen.
1910 wies Präsident Smith das Kollegium der Zwölf an, das staatsweite Alkoholverbot zu ignorieren und sich für die Verabschiedung des Gesetzes einzusetzen. Nachdem die staatliche Gesetzgebung im März 1911 dieses Gesetz angenommen hatte, ermutigten die Führer der Kirche die Mitglieder dazu ihre Städte in staatsweiten Wahlen „trocken“ zu wählen. Die meisten Städte taten dies, aber Salt Lake City, Ogden und andere Städte mit vielen Nichtmitgliedern erlaubten weiterhin den Verkauf von Alkohol.
Das staatsweite Alkoholverbot wurde 1915 wiederrum ein politisches Hauptthema. Elder Grant führte damals die Befürworter an. Obwohl Senator Smoot nicht mehr gegen das Alkohoverbot war, stand Governeur Spry dem entgegen. Eine Gesetzesvorlage zum Alkoholverbot wurde von der Gesetzgebung Utahs ohne Schwierigkeiten angenommen, aber nicht rechtzeitig, um das Veto des Governeurs zu verhindern. 1916 waren viele Führer der HLT verärgert, dass Utah noch nicht für das Alkoholverbot gestimmt hatte, vor allem, da Idaho, Colorado, Arizona, Washington und Oregon dies bereits getan hatten.
Utah trat dem Status der “trockenen” Staaten am 8. Februar 1917 bei, als der neugewählte Governeur Simon Bamberger ein Gesetz unterzeichnete, welches Utah zum 23. Staat machte, der das staatsweite Alkoholverbot annahm. 1919 schloss sich Utah anderen Staaten mit der Ratifizierung des 18. Zusatzartikels der Bundesverfassung an, wodurch die ganze Nation das Alkoholverbot annahm.
Nachdem 1929 die Wirtschaftskrise begonnen hatte, nahmen die Gegner des Alkoholverbots in Utah und dem Rest des Landes an Stärke zu. Trotzdem unterstützten die Führer der HLT weiterhin das nationale Alkoholverbot unter Grant, der 1918 Präsident der Kirche geworden war. Trotz dieser Unterstützung wählten die Einwohner Utahs im November 1933 für die nationale und staatliche Aufhebung des Alkoholverbots. Einen Monat später ging das Alkoholverbot in Utah und in der restlichen Nation zu Ende.
BIBLIOGRAPHIE
Thompson, Brent G. "Standing Between Two Fires: Mormons and Prohibition, 1908-1917." Journal of Mormon History 10 (1983):35-52.
BRENT G. THOMPSON