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ABENDMAHLSVERSAMMLUNG

In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist die Abendmahlsversammlung der wichtigste am Sabbat stattfindende Teil der Verehrung. Sie gründet sich auf dem Gebot: „Du [sollst] an meinem heiligen Tag ins Haus des Betens gehen und deine Handlungen darbringen“ (LuB 59:9). Alle Gemeindemitglieder, von den Kleinsten bis zu den Alten, nehmen als Familie an der wöchentlichen Abendmahlsversammlung teil und nehmen gemeinsam vom Abendmahl.

Bei der Gründung der Kirche am 6. April 1830 wurde eine Abendmahlsversammlung abgehalten. Der Bericht sagt: „Der Heilige Geist wurde in reichem Maße auf uns ausgeschüttet – einige prophezeiten, während wir alle den Herrn priesen und über die Maße frohlockten“ (HC 1:78). In der Kirchengeschichtsführung wird dieser ursprüngliche Verehrungsgottesdienst eine „Zeit der Freude“, eine Zeit der „großen Feierlichkeit“ und „wahrlich eine erfrischende Zeit für Geist und Körper“ genannt  (HC 2:430, 433, 480). Als die Heiligen das neue Land Zion (in Missouri) betraten, wurde eine Offenbarung über den Sabbat gegeben, die die Ermahnung enthielt, alle sollten zu dieser Versammlung im Geist der Danksagung kommen und „ein Opfer...eines reuigen Herzens und zerknirschten Geistes“ darbringen (LuB 59:8). Daher wird die Abendmahlsversammlung oft als eine Zeit für die Erneuerung der Bündnisse bezeichnet.

Der Bischof der Gemeinde oder einer seiner Ratgeber leitet die Abendmahlsversammlung. Um den Geist der Verehrung und Gemeinschaft zu verstärken, gibt es weitere Beteiligte: den Organisten, Gesangsleiter und Mitglieder der Gemeinde, die Ansprachen halten sowie das Anfangs- und Schlussgebet sprechen. Musik hat schon von den frühesten Zeiten der Kirche an eine unentbehrliche Rolle in der Gottesverehrung der Heiligen der Letzten Tage gespielt. In der Abendmahlsversammlung zeigt sich Musik durch das Singen von Liedern wie „Er starb! Der große Erlöser starb“, „Wenn Brot und Wasser nehmen wir“, „Zu dieser Stund gedenken wir“ und  „Andächtig und Demütig“. Alle Gemeinden sollten einen Gemeindechor haben, der regelmäßig Lieder und Choräle vorträgt. Alle Musik orientiert sich an der klassichen Tradition.

Priester, normalerweise zwischen 16 und 19 Jahren alt, sprechen die beiden Abendmahlsgebete – eines für das Brot und eines für das Wasser. Sie knien in Gegenwart der Versammelten und beten, dass alle Anwesenden durch das Nehmen von Brot und Wasser dem Vater bezeugen, dass sie „willens sind, den Namen deines Sohnes auf sich zu nehmen“, nämlich Jesus Christus, immer an ihn zu denken, seine Gebote zu halten und nach seinem Geist zu trachten. Dieses Muster leitet sich von der beeindruckenden Einführung des Abendmahls im Buch Mormon ab, als der Meister eine Menge von Männern, Frauen und Kindern unterweist: „Und wenn ihr dies immer tut, seid ihr gesegnet, denn ihr seid auf meinem Felsen gebaut“ (3 Ne 18:12). Und er verheißt: „Und wenn ihr immer an mich denkt, wird mein Geist bei euch sein“ (3 Ne 18:7, 11). 

Wenn das Brot und Wasser ausgeteilt werden, herrscht Ruhe. Aussagen moderner Kirchenführer verkörpern die angestrebte Teilnahme: Hyrum Smith sagte über das Abendmahl, es verleihe geistige Nahrung, die die „ganze Woche anhält“. Präsident Brigham Young lehrte, diese Verordnung sei gegeben, „damit die Menschen geheiligt werden können“  (JD 19:91-92). Elder Melvin J. Ballard sagte: „Ich bin Zeuge, dass beim Vollzug des Abendmahls ein Geist anwesend ist, der die Seele von Kopf bis Fuß wärmt; man fühlt, wie die geistigen Wunden geheilt werden“ (Hinckley, S. 133).

Die typische Abendmahlsversammlung dauert sechzig bis siebzig Minuten und beinhaltet folgende Komponenten, wobei es von Woche zu Woche leichte Abänderungen gibt: Orgelvorspiel, Begrüßung durch ein Mitglied der Bischofschaft, von den Versammelten gesungenes Anfangslied, Ansagen und Gemeindeangelenheiten, Anfangsgebet durch ein Gemeindemitglied,  von den Versammelten gesungenes Abendmahlslied, Austeilen und Nehmen vom Abendmahl, musikalische  Nummer, Sprecher, von den Versammelten gesungenes Schlusslied, Schlussgebet durch Gemeindemitglied, Orgelnachspiel.

Jeden Sonntag halten andere Mitglieder der Gemeinde Ansprachen in der Abendmahlsversammlung, manchmal sprechen besuchende Pfahlbeamte. Alle sprechen mit demselben Ziel: von Jesus Christus Zeugnis zu geben, Evangeliumsgrundsätze zu besprechen, zu inspirieren, zu erheben, zu ermutigen und die Mitglieder zu motivieren, ein christusähnliches Leben zu führen. Die Sprecher zitieren viel die Schriften und alle Mitglieder, jung und alt, sind dazu ermutigt, ihre eigenen Schriften mitzubringen und den zitierten Schriftstellen zu folgen. Die Zeit wird normalerweise auf mehrere Sprecher aufgeteilt. Manchmal wird eine ganze Familie beauftragt, ein bestimmtes Thema zu behandeln und jedes Familienmitglied trägt dann einen Teil dazu bei. Auch Jugendliche werden regelmäßig eingeladen, in der Abendmahlsversammlung zu sprechen. Manchmal teilt der Bischof Themen aus, manchmal überlässt er die Wahl des Themas der Familie oder dem Einzelnen. 

Zeitweise wird die Abendmahlsversammlung mit dem Feiern besonderer Anlässe kombiniert, wie z.B. Weihnachten, Ostern, Muttertag und Vatertag.  Bei solchen Anlässen folgt die Versammlung dem üblichen Muster bis zum Abendmahl und fährt dann mit einem Gedenkprogramm fort.

An einem Sonntag im Monat, normalerweise dem ersten, ist die Abendmahlsversammlung eine Fast- und Zeugnisversammlung. Nach dem Abendmahl gehört die restliche Zeit den Mitgliedern, um unvorbereitet Zeugnis zu geben. 

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